Fallbeispiel:
TRAUMA
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Ayoub ist ein 32jähriger ägyptischer Kraftfahrer, der früher in Kuwait arbeitete.Der Patient wurde im Zustand akuter Panik in die Psychiat­rische Ambulanz gebracht. Ayoub hatte 5 Jahre lang in Kuwait gearbeitet, um mit seinem regelmäßigen Einkommen seine Familie zu unterhalten und für die Erzie­hung seiner Kinder aufkommen zu können. Während der Invasion der Iraker in Ku­wait hatte der Patient einen schweren Schock erlitten, als seine Schwester vor sei­nen Augen vergewaltigt wurde.

Er wurde gefangengenommen und schwerer Folter unterworfen. Nach Ende des Golfkrieges wurde er aus der Gefangenschaft entlassen und nach Ägypten zurück­gebracht. Seit­her hat Ayoub Albträume und intensive Nachhallerinnerungen an seine Folterung und an die Vergewaltigung seiner Schwester und er leidet unter Angstzuständen mit Schreien und aggressivem Verhalten.

Der aktuelle Panikzustand entwickelte sich, nachdem er im Fernsehen einen Dokumentationsfilm über den Zweiten Welt­krieg gesehen hatte.Die Entwicklung des Patienten war ganz normal, ebenso wie seine beruflichen Tätigkeiten. Er besuchte 9 Jahre die Schule. Als sein Vater nach einer Herzoperation starb, musste Ayoub die Schule verlassen und eine Arbeit suchen, um seine Schwester und seine beiden jüngeren Brüder zu unterstützen. Mit 22 Jah­ren heiratete er, und mit 28 wurde er wieder geschieden.Seine drei Kinder blieben bei seiner Mutter, während er in Kuwait arbeitete. Ayoub war als gesellig und um­gänglich bekannt und hilfsbereit gegenüber seinen Nachbarn. Sein Bruder aller­dings beschrieb ihn auch als eigensinnig und leicht erregt, andererseits aber auch als sehr freundlich und gutherzig.

Seit seinem 20. Lebensjahr ist er ein starker Raucher, Drogen hat er aber nie konsumiert.Während der Untersuchung veränderten sich Stimmung und Verhalten von Ayoub immer wieder. Zeitweise war er sehr ängstlich, schwitzte und hyperventilierte, dann wieder schlug er in Ausbrüchen von Feindseligkeit mit der Faust auf den Tisch oder trommelte gegen die Wand. Später wurde sein Gesichtsausdruck dann leer, und er erschien gleichgültig und beklagte sich über den Verlust seiner Gefühle.

Ayoub war dann wieder ganz verzweifelt; er klagte darüber, dass er die furchtbaren Erinnerungen und die lebhaften Bilder in seinem Gedächtnis nicht los­werden könne. Die Erinnerungen verfolgten ihn jeden Moment und wurden beson­ders quälend, wenn irgendetwas - ein Geräusch, ein Bild oder eine Geschichte -ihn an seineursprünglichen traumatischen Erlebnisse erinnerte. Er wollte nicht über das sprechen, was er in Kuwait erlebt hatte und vermied alles, was ihn an die be­lastenden Ereignisse erinnerte. Er war aber auch geplagt davon, dass er sich an bestimmte Abschnitte seiner Folter nicht erinnern konnte.

Er klagte: Ich kann die vollständige Geschichte in meinem Kopf nicht klar bekommen und einige Bilder und Geräusche werde ich anscheinend nicht los." Er fühlte sich schuldig und beschämt und fühlte, dass er seiner Familie nach seiner Rückkehr nicht in die Augen sehen konnte, da er die Ehre seiner Schwester nicht hatte schützen können. Hätte er nicht seine drei Kinder und seine Familie gehabt, die finanziell von ihm abhingen, hätte er versucht, seinem Leben ein Ende zu machen.

Quelle: Fallbuch der WHO, „Die vielen Gesichter des psychischen Leids",Dilling

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